braun TG 502/1, Gleichlaufschwankungen / Anpressdruck Capstanrolle
#1
Liebe Kollegen,

ich möchte mich ab Sonntag um ein braun TG 502/1 aus einer braun Sammlung kümmern, welches ich zwar elektronisch erfolgreich instandsetzen konnte, welches dann aber nach einigen Stunden Betrieb anfing, starke Gleichlaufschwankungen zu bekommen, bis hin zum Aussetzen des Bandtransports.
Wird die Andruckrolle beim Abspielen etwas mit dem Finger angedrückt, verschwinden die Gleichlaufschwankungen bzw. setzt der Bandtransport wieder ein.
Mit einer einfachen Federwaage habe ich 750 - 800 g gemessen bevor sich die Capstanrolle im Wiedergabebetrieb von der Capstanwelle abziehen ließ.
Ich suche einen Kollegen aus dem Forum, dem ich ab Sonntag Fragen stellen könnte bzw. der Rat wüsste, wie ich am besten vorgehen könnte (nachdem ich das Gerät aus der Sammlung nach Hause gebracht habe).
Ein Servicemanual ist vorhanden. Ich habe vor, mit der Einstellung des Andruckarms gemäß Angaben im Manual anzufangen.
(Zu meinem Hintergrund, ich bin ein Amateur, der leidenschaftlich gerne Geräte elektronisch überholt, jedoch keine Erfahrung beim Instandsetzen mechanischer Probleme oder Einstellungsarbeiten an Tonbandgeräten hat. Meine Tätigkeiten für die braun Sammlung sind ehrenamtlich).

Die Vorgeschichte:
- Das TG 502/1 lief für ca. 12 Jahre nicht. Es ist in einer öffentlich zugänglichen Sammlung in einem Privatmuseum ausgestellt
- Ich hatte das Gerät dann Ende 2023 instandgesetzt (Elkos, Tantals und fehlerhafte Dioden auf allen Platinen gewechselt), danach lief es mit sehr gutem Klang
- Auch die Motorkondensatoren des Capstanmotors wurden gewechselt (die der Wickelmotoren jedoch nicht)
- Nach einigen Stunden Betriebsdauer fingen Gleichlaufschwankungen an, stärker werdend zum Ende der jeweiligen Spule hin (verschiedene Bänder probiert)
- Nachdem die Gleichlaufschwankungen in den nächsten Tagen immer mehr hörbar wurden, habe ich eine neue Andruckrolle eingebaut, jedoch ohne Verbesserung. Dass das Band auch mal gar nicht transportiert wurde, trat überhaupt erst nach Austausch der Rolle auf.

Grüße
Michael
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#2
Hallo guten Morgen,

das Problem wurde mit einer Sonderanfertigung einer Andruckrolle gelöst, die mir ein Kollege aus dem braun Forum zur Verfügung gestellt hatte.
Diese Andruckrolle hat auf der Lauffläche eine Nut mit einer Breite von 9 mm statt der 7,5 mm der zuerst gekauften Rolle. Die Rolle mit 7,5 mm Breite der Nut entspricht wohl der Originalrolle, funktioniert aber nicht mehr, da die Capstanwelle im Laufe der Jahrzehnte zu glatt geworden ist (die Welle ist grundsätzlich rau hergestellt worden).

Falls sich jetzt jemand fragt, warum ich von einer Nut auf einer Andruckrolle spreche: die Andruckrollen der braun Tonbandgeräte TG 60 bis TG 550 sind "zweistufig" ausgebildet und weisen eine Nut auf der Rollenoberfläche aus. habe ich so auch noch nie woanders gesehen.

Bei einer Breite der Nut von 7,5 mm ist bei der Tonbandbreite von 6,3 mm zu wenig Kontakt zwischen Andruckrolle und Welle, so dass das Band überwiegend durch die Reibung zwischen Welle und Band transportiert werden muss; dies funktioniert nicht mehr.
Bei einer Nutbreite von 9 mm bleiben links und rechts des Tonbandes immerhin je ca. 1,4 mm, damit wird die Andruckrolle zuverlässig von der Welle bewegt und die Andruckrolle transportiert das Band zusätzlich zur Reibung zwischen Welle und Band auch auf der Rückseite des Bandes.
Mit dieser Sonderrolle werden vermutlich die Werksspezifikationen beim Gleichlauf nicht erreicht aber das höre ich nicht.
Das Gerät funktioniert somit wieder.
Jetzt muss ich noch versuchen, an die Quelle der Sonderrolle heranzukommen, für weitere Instandsetzungsprojekte.

Grüße
Michael


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#3
Wobei das ja keine Nut ist, sondern eine Erhöhung  Wink ... oder checke ich was noch nicht Rolleyes ?
Gruß, Kuni
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http://kuni.bplaced.net/
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#4
...und ich mich frage, ob es nicht mit einer glatten Rolle mit entsprechend größeren Durchmesser funktionieren könnte?
VG Jürgen
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#5
In der Tat eine Nut ist dies nicht, sondern eine gestufte Lauffläche. Da wird sicherlich auch ein Andruckrolle ohne Stufe ihren Job machen, sofern die Lauffläche dann etwa 9mm beträgt.
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

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#6
(30.04.2024, 10:30)JUM schrieb: ...und ich mich frage, ob es nicht mit einer glatten Rolle mit entsprechend größeren Durchmesser funktionieren könnte?
VG Jürgen

Hallo Jürgen,

ja, ich denke auch, dass das gehen würde.
Kennst Du eine Andruckrolle (für ein anderes Gerät) mit dem genauen Innendurchmesser des Lagers der TG 60-Rolle und dem ca. Außendurchmesser der Andruckrolle?
Ich suche schon eine Weile bei anderen Tonbandgerätetypen, finde aber bislang nur Rollen mit größerem Innendurchmesser.

Grüße

Michael

(30.04.2024, 10:47)Gyrator schrieb: In der Tat eine Nut ist dies nicht, sondern eine gestufte Lauffläche. Da wird sicherlich auch ein Andruckrolle ohne Stufe ihren Job machen, sofern die Lauffläche dann etwa 9mm beträgt.

Ich würde gerne eine alternative Andruckrolle einsetzen, ohne Stufe.
Grüße
Michael
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#7
Kenne leider weder die Abmessungen der TG60/502/550 Rollen, noch die von anderen Geräten.
Hast Du mal probiert, ob es einen Unterschied zwischen glatten und rückseitenbeschichteten Bändern gibt?
VG Jürgen
P.S. Ich denke, die mattierte/raue Capstanwelle hat man 'aus Verzweiflung' über die ungenügende Bandzug'regelung' einsetzen müssen...
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#8
Hallo Jürgen,

verschiedene Bänder, mit anderen Rückseiten, verhalten sich gleich.
Ich habe die Rolle inzwischen vermessen: der Innendurchmesser beträgt 3 mm, der Außendurchmesser ca. 23 mm, die Rollenbreite ca. 15 mm.
Der Außendurchmesser einer alternativen Andruckrolle, für ein anderes Tonbandgerät / Fabrikat, muss nicht genau gleich sein, jedoch der Innendurchmesser und die Breite der Rolle.
Die Breite könnte auch weniger betragen, dann müsste ich mehr Zwischenscheiben zwischen Capstanrolle und seitlicher Führung einbauen.
Ich schau mal, ob ich irgendetwas Passendes finden kann. Das Problem ist, dass bei allen angebotenen alternativen Rollen die Maße, also Innendurchmesser und Breite, nicht angegeben sind.

Grüße

Michael
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#9
Ist keine, die komplett den Maßen entspricht, aber evt. ist es aber dennoch einen Versuch wert.

TFK-Andruckrolle

Thomas
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#10
Und wieso raust du die Oberfläche nicht einfach wieder auf? Habe ich bereits sehr erfolgreich mit 1000 Sandpapier gemacht. Sowohl bei Akai als auch bei Revox.
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#11
Der Threadersteller hat wohl das Thema hier nicht mehr als Zielführend gesehen, daher ging es eher im Braun-Forum weiter.

Thomas

PS: Verweist nun u.a. auf dies vom BMF
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#12
(08.05.2024, 20:18)Gyrator schrieb: Ist keine, die komplett den Maßen entspricht, aber evt. ist es aber dennoch einen Versuch wert.

TFK-Andruckrolle

Thomas

Hallo Thomas,

danke für den Link, die Andruckrolle ist interessant! Sie ist zwar nur 10 mm hoch gegenüber der braun Andruckrolle mit 15 mm aber vielleicht würde es gehen. Bei 10 mm Höhe würde die Rolle links und rechts des Bandes mit noch jeweils 1,85 mm die Welle direkt berühren.
Bei dem Nachbau der braun Andruckrolle sind es nur 1,35 mm je Seite.
Bei 15 mm Höhe wären es allerdings 4,35 mm je Seite, also deutlich mehr.
Auf jeden Fall kommt die Rolle schon nah heran, mit 22 EUR Kosten ist das Risiko auch nicht so hoch.

Viele Grüße
Michael

(10.05.2024, 19:08)AKRETA schrieb: Und wieso raust du die Oberfläche nicht einfach wieder auf? Habe ich bereits sehr erfolgreich mit 1000 Sandpapier gemacht. Sowohl bei Akai als auch bei Revox.

Ja, das hatte ich auch schön gehört. Ich habe allerdings nicht den Mut, mit feinem Schleifpapier an die Capstanwelle zu gehen.
Wenn das meine Maschine wäre, würde ich es riskieren.
Aber vielen Dank dennoch für den Tipp!

Grüße
Michael
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#13
(11.05.2024, 06:51)Gyrator schrieb: Der Threadersteller hat wohl das Thema hier nicht mehr als Zielführend gesehen, daher ging es eher im Braun-Forum weiter.

Thomas

PS: Verweist nun u.a. auf dies vom BMF

Hallo Thomas,

das braun TG 502/1 konnte glücklicherweise von mir wieder erfolgreich instandbesetzt werden, mit der Sonderandruckrolle, die ich weiter oben erwähnt hatte (Stufenbreite 9 mm statt 7,5 mm).

Ich habe zwischenzeitlich ein weiteres braun Tonbandgerät auf dem Tisch, ein TG 60. Dessen Originalrolle ist 15 mm hoch und weist keine Stufe auf.
Hier funktioniert leider auch die gestufte Sonderrolle nicht mehr, das Band rutscht durch.

Daher vielen Dank für Deinen Tipp mit der alternativen Andruckrolle. Sie ist zwar mit einer Höhe von 10 mm nur 1 mm höher als die Stufe an meiner Sondercapstanrolle (9 mm) aber bei 22 EUR kann ich nicht viel falsch machen, wenn ich die ausprobiere.

Der Besitzer des TG 60 hat mir für die Wartezeit ein weiteres TG 502/1 zur Reparatur gegeben, damit mir nicht langweilig wird.

Wenn ich die von Dir verlinkte Rolle eingebaut habe, werde ich berichten!

Viele Grüße
Michael

P.S. Sorry, dass ich nicht gleich auf Deinen super Tipp reagiert habe, ich war die letzten drei Tage durch eine Kaufverhandlung eines braun Konvoluts aus einer sehr gepflegten Sammlung abgelenkt. Gestern habe ich 12 Geräte nach Hause gebracht. Es kam jedoch nicht ungeteilte Freude auf, als meine bessere Hälfte sah, was ich hineintrug Smile
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#14
Moin aus Hamburg!

@ Akreta in # 10: Könntest Du bitte näher erklären, wie Du beim Aufrauhen des Capstans vorgegangen bist?

Vielen Dank

Hannes
Meine Elektronik-Kenntnisse: Ich löte nach Zahlen Smile
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#15
(10.05.2024, 19:08)AKRETA schrieb: Und wieso raust du die Oberfläche nicht einfach wieder auf? Habe ich bereits sehr erfolgreich mit 1000 Sandpapier gemacht. Sowohl bei Akai als auch bei Revox.

Macht derlei Fertigungsanspruch s.u. damit noch Sinn?

   

Auszug der Studer Revox Print Sonderausgabe


Grüße

Thomas
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#16
Ich lese das so, daß AKRETA die GA meinte und nicht die Capstanwelle.
Gruß, Kuni
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http://kuni.bplaced.net/
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#17
Wer weiß das schon genau was "AKRETA" gemeint hat?

Aufklären kann hier wohl nur "AKRETA" selbst, sofern er bereit ist. Es kann durchaus Praxistauglich sein, wenn man kein Fetischist von geringstem Gleichlauf ist auch z.B. mit naßem 1000er Schmirgel der Tonwelle an Reibung zu verhelfen.

Ich fürchte nur, das "AKRETA" (hat das einen Bezug zu Kreta? ) nicht mehr bereit dazu ist.


Grüße

Thomas
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