Revox A77 u.a. VU-Meter Reparatur
#1
Moin,
ein sehr netter Forenkollege hat mir seine Kollektion an defekten VU-Metern geschickt, in der Hoffnung, ein funktionierendes schwarzes zurückzubekommen. Nun, ein bisschen mehr ging da schon.

Insgesamt waren es 3 schwarze A77-VUs, 1 silbernes A77-VU und zwei für die A77 vorbereitete VU-Meter, die wohl aus einer Braun TG1000 stammen.

Zuerst habe ich alle mit dem Ohmmeter vermessen - bis auf zwei hatten alle intakte Spulen (Widerstand je nach Typ ca. 1,4 kOhm bzw. 1,2 kOhm).

Bei dem einen der Kandidaten ohne Durchgang war der Zeigerträger ab - i.d.R. das Todesurteil. Es war zwar ein Ende Spulendraht zu sehen, das konnte ich auch anlöten, aber es stellte sich heraus, das es zum Wicklungsende gehörte. Der Wicklungsanfang wäre für die Oberseite des Messwerks nötig gewesen. 

Bei dem zweiten A77 VU-Meter mit schwarzer Skala ohne Durchgang waren beide Rückholfedern jeweils an einem Ende lose. Zum Wiederanlöten der unteren Spirale musste ich das Messwerk ausbauen, da es bei diesem Typ VU-Meter keine "Serviceöffnung" unten gibt. Den Magneten habe ich dann noch sicherheitshalber mit zwei Tropfen 2K-Kleber gesichert.

Und Test ab. Ich speise hier über einen A700-VU Meter-Verstärker ein 1000 Hz Signal ein, stelle auf die Anzeige 0 dB VU ein und gehe dann am Leader Audio Tester 192A  1 dB-weise bis auf -10 dB zurück.

A77 schwarze Skala Test

Perfekt! 

Das zweite schwarze litt unter einem losen Magneten. Der läßt sich sinnvoll nur von unten ankleben, also musste ich hier auch das Messwerk ausbauen:

   

Funktionierte dann auch wieder, nicht ganz so optimal wie das oben, hier nur die Anzeige für -5 und -10. Die Zwischenwerte stimmen nicht so ganz genau. 

   

   

Das VU mit der silbernen Skala kostete etwas mehr Nerven  Big Grin 

Nach dem Wiederankleben des Magneten passte die Anzeige gar nicht - der Winkel zwischen 0 und -10 war viel zu groß. Änderungen an der oberen Rückholfeder brachten nichts.

Also habe ich das mal zerlegt, um den Magneten in der garantiert richtigen Orientierung zu fixieren.

Schritt 1: Messwerk ausbauen. Dazu muss zuerst die Verklebung der Kabel in der Durchführung sorgfältig entfernt werden, so dass sich die Kabel in der Durchführung bewegen können. Das war eine Weile Puhlerei mit dem spitzen Skalpell. Die beiden Stifte des Kunststoffträgers des Messwerks musste ich auch trichterförmig ausschneiden, bis sich durch Druck auf die beiden Stifte und Lockerungsübungen am Träger von oben das Messwerk bewegte.

Dann habe ich die beiden Rückholfedern jeweils auf der Außenseite abgelötet und den Metallring abgezogen. Das ist dann schon ein bisschen knifflig, weil man höllisch aufpassen muss, wo man was anfassen kann.

Hier dann das Messwerk ohne Ring auf der dritten Hand:

   

Der nächste Schritt ist noch kniffliger - jetzt muss nämlich die Spule von dem Magnetträger / Lager runter. Dazu muss die Spannschraube rausgedreht werden. Den Fixierlack habe ich mit Isoprop aufgeweicht.

Und dann sind alle Teile einzeln da:

   

Den Magnet habe ich dann rausgenommen, möglichst ohne ihn zu drehen, musste dann aber feststellen, dass bei diesem die Orientierung gar nicht gekennzeichnet ist.

Da habe ich mal schnell das passende Messgerät hergeholt:

   

Und den Magneten beschriftet. Der Südpol soll im eingebauten Zustand oben sein.

Natürlich habe ich den Magneten dann mit dem Nordpol nach oben eingeklebt  Dodgy Habe ich natürlich erst nach Fertigstellung festgestellt. Macht aber nix, dann muss halt der rote Draht zum Minuspol und der blaue zum Pluspol.

   

Dann habe ich alles wieder zusammengebaut:
Die Spule auf den Träger gesetzt und die Spannschraube eingedreht und immer dabei darauf geachtet, dass die Lagerspitzen in die Lagerkuhlen greifen:

   

Dann habe ich den Metallring wieder in die Nuten eingeschoben, die Rückholfedern wieder angelötet und das VU-Meter an die Teststation geklemmt.

0 VU:

   

-5 VU:

   

-10 VU:

   


Nun ja, mäßig genau, aber das bleibt jetzt so, nachdem der Tausch der oberen Rückholfeder gegen eine aus dem Vorrat auch nichts geändert hat. 

Dann waren da noch zwei rückseitig bearbeitete VU-Meter, vermutlich aus einem Braun-Tonbandgerät. Hier waren auch die Magneten wieder anzukleben. Geht hier auch nur von unten, ich musste also auch hier die Messwerke ausbauen. Geht hier ähnlich wie oben beschrieben mit ein paar zusätzlichen Komplikationen, siehe unten.

Ergebnis:

Nr. 1 läuft sehr genau:

-5 dB

   

-10 dB

   

Nr. 2 nicht so genau:

-5 dB:

   

-10 dB:

   

Ach ja - um die Braun-Teile zu öffnen, muss an diversen Stellen Kleber entfernt werden. Besonders doof die Verklebung der Anschlusskabel an der Unterseite (hier nur Demo, vor dem Öffnen habe ich kein Foto gemacht):

   

Und auch anzumerken: Das blaue Kabel gehört an den Pluspol und das rote an den Minuspol. Also genau umgekehrt wie bei den Revox-VU-Metern.

Und hier zum Schluss nochmal ein Gruppenbild (nicht mit Dame, sondern mit Leiche - ahem)

   

So, geschafft. Das besonders gute Revox schwarze geht an den Einsender (vielleicht meldet er sich ja hier  Smile ), das nicht ganz so gute schwarze würde ich hier festhalten bis der Einsender sein gutes schwarzes erfolgreich in Betrieb hat und die anderen gebe ich gerne im Forum zu den entsprechenden Versandkosten weiter. Die Weitergabe im Forum ist ein Vorschlag des Forumskollegen, nicht dass hier Missverständnisse auftreten...Vielleicht freut sich der/die eine oder andere darüber!
Viele Grüße aus Kiel,
Hans-Volker
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Revox A77 u.a. VU-Meter Reparatur - von havox - 20.02.2022, 15:38
RE: Revox A77 u.a. VU-Meter Reparatur - von R2R - 22.02.2022, 16:50
RE: Revox A77 u.a. VU-Meter Reparatur - von VSC - 22.02.2022, 19:55

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