Stabilyt, dringend
#1
In einem Kofferradio der späten 60er steckte ein Bauteil mit der Aufschrift 'Stabilyt' und +/-Kennzeichnung, welches offenbar defekt ist. Durch was kann man dieses Bauteil ersetzen bzw. um was handelt es sich?????????
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#2
Farbe silbern, rund, Größe einer Mignon-Zelle (AA), mit Kontaktfahnen, Neumann-Zeichen drauf?

Wenn ja, dann liegt dir ein Beispiel einer der anderen Spielwiesen von Georg Neumann vor, der nämlich (nach WK II) auch dem gasdichten Nickel-Cadmium-Akkumulator zur modernen Serienreife verholfen hat.
Ich kenne den "Stabilyt 300", der so aussieht wie oben geschildert. Neumann verdiente mit seinen Akkus ordentlich.

Es wäre dat Dingen also ein NC-Akku, der -sofern ein Neumann-Zeichen drauf ist- unbedingt aufgehoben werden sollte, denn er und seine Geschwister sind inzwischen naturgegeben selten.

Hans-Joachim
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#3
Ja, silbern , ein großes Karo drauf, aber verschwommen. Dazu noch die Zahl 12. Das ganze so groß wie ein kleiner Kondensator oder eine größere Diode und mitten auf einer Radioplatine, wo ein Akku eigentlich nichts zu suchen hat. Semih hat ihn erstmal durch einen 100 mikroF Elko und jetzt läuft das Radio wieder. Ob das aber so gut ist??????????
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#4
Man ist ja nicht so, es gibt sogar ein Foto bei mir:

[Bild: stabi02.jpg]

Sieht das Ding so aus?
Hier kommt zwar die Mignon-Zelle, aber NC-Akkus baut man ja auch noch heute kleiner. Doch was pufferte man 1965+/-....?

Ein Elko ist ja nicht daneben, reicht mit seiner Ladung aber wohl nicht allzuweit, solange ein Akku zur Pufferung dessen vorgesehen war, was damals zu puffern ist. Nachdem der Akku aber auch danach schreit, geladen zu werden, sollte unter normalen Umständen sein Ladewiderstand auch den ELko solange laden, wie das Radio am Netz anliegt. Danach aber....

In welchem Schaltungsbereich findet/fand sich denn das Ding?

Hans-Joachim
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#5
Es gibt sogenannte Gold Caps.
Das sind hochkapazitive Kondensatoren, Größenordnung 1 F = 1.000.000 µF. Das dürfte ein wesentlich besserer Ersatz für einen Kondensator mit lediglich 100 µF sein. Gibt es in der Ebucht, einfach als Suchbegriff Gold Cap eingeben. Es ist aber etwas Vorsicht geboten. Die Dinger halten seltenst mehr als 5,5 Volt aus. Wenn am vom Semih eingebauten Kondensator eine höhere Spannung zu messen ist, geht diese Alternative natürlich nicht (ohne Zusatzmaßnahmen).

Andreas, DL2JAS
Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
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#6
Hat zwar nichts mit dem gesuchten Bauteil zu tun aber ein Elko kann wohl durchaus "Daten speichern" helfen.

An meinem Funkgerät kann man das eigentliche Gerät und die Stromversorgung getrennt abschalten. Das Netzteil kann auch zur Stromversorgung anderer Komponenten der Funkanlage herangezogen werden. Schaltet man nun die Funkanlage mit dem "Großen Schalter" aus, sind alle Einstellungen, wie zuletzt genutzte Frequenz, eingestellter Rufton, usw. weg. Wird aber zuerst das eigentliche Funkgerät ausgeschaltet und dann die Stromversorgung, dann bleiben diese Daten bis zum nächsten Tag erhalten. Wie lange nun genau, das habe ich noch nicht getestet. War das Gerät längere Zeit nicht in Betrieb, sind die Einstellungen auch verloren. Nur was will man bei einem so alten Kofferradio speichern? In der DDR gab es anfang der 70er Jahre mal ein Gerät namens "Stern Effekt". Es war für Mittel- Kurz- und Ultrakurzwelle ausgelegt. Man konnte es normal mit einem Drehknopf abstimmen. War UKW eingeschaltet und man drückte auf den Abstimmknopf, stimmte das Gerät, ähnlich den heutigen kleinen Scanradios auf den nächsten Sender ab. Der Drehko wurde dabei nicht verstellt, das ging irgendwie elektronisch. Vielleicht hat dieses Bauteil ja auch so eine Funktion.
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#7
Die von Phonomax dargestellten Bauteile ähneln unserem, jedoch hat unseres einen Pol oben und einen unten, wie z.B. jeder normale Widerstand auch. Semih (User: makarateyp) hat das gestern durch einen Elko ersetzt und nun läuft das Radio wieder Smile
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#8
Zitat:highlander postete
Die von Phonomax dargestellten Bauteile ähneln unserem, jedoch hat unseres einen Pol oben und einen unten, wie z.B. jeder normale Widerstand auch.
Ich dachte mir noch, sagst du es oder lässt du es...., aber man erdet ja ohnehin schon zuviel; nei, wie gewohnt zu wenig:

Auch die oben abgebildeten Zellen besaßen auf Plu-und Minus-Seite eine eingenietete Kontaktfahne, die lediglich auf den Minusseite nicht mehr vorhanden ist. Je kleiner eine NC-/NH-Zelle, umso besser ist es, mechanisch Beanspruchungen zu vermeiden; man punktet daher einen Draht an. Damit wären wir aber genau bei deinem Fundstück. Wozu alte Kofferradios doch alles gut sind....

Du besitzt demnach eine genuine Georg-Neumann-NC-Zelle. Festhalten, neben das CM3, das KM84 oder die AM31 in der heimischen Sammlung legen.
Sollte die Zelle von euch aber bereits weggeworfen sein, bitte wieder vorkramen und mir überlassen. Man hat ja so seine Verhältnisse mit/zu solcherart Devotionalien.

Hans-Joachim
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#9
Gestern abend lag die Zelle noch auf dem Schreibtisch meiner Frau, wo ein Scanversuch scheiterte (Frauen-PC, was sonst Wink ). So weit kann er sich seitdem nicht bewegt haben. Ich sende ihn gerne zu, wenn ich seiner habhaft geworden bin.


Edit:
Das Bauteil ist gefunden, die Lieferadresse auch, dürfte Donnerstag ankommen Wink
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#10
Na, "danke", sprach Franke. So kann's gehen.

Ich werde dat Dingen dann neben meinem Schild "VDT-Fördermitglied" (auf dem Klo) gleichsam als Lorbeerkranz für unseren Mikrofonpappa aus Berlin abhängen.

Hans-Joachim
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#11
Moin,

mich würde ja nun noch interessieren, was ein Akku in der Schaltung eines 60er Jahre Kofferradios zu suchen hat. Gibt's da ein Schaltbild dazu oder so?

Grüße
dieter
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#12
Leider kein Schaltplan vorhanden, keine Ahnung, wozu das Bauteil gut war. Es ist ein Transall de Luxe Koffergerät, dessen hervorstechenstes Merkmal die paar Stationstasten sind, sonst ist ein ein ganz normales (wenn auch sehr gutes) Kofferradio.
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#13
Zitat:PhonoMax postete
Festhalten, neben das CM3, das KM84 oder die AM31 in der heimischen Sammlung legen.
So man andere Neumann Produkte hat. Smile Bei Amateurs dürften diese eher dünn gesäht sein. Was ist eigentlich ein AM31?
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#14
LIeber Matthias,

gut, dass du mich daran erinnerst, ich habe da noch eine Verpflichtung aus einer PN an mich offen. Danke!

Hier aber steht die Klärung der Identität der AM31 aus.
Eine AM31 ist eine der alten Schallplattenschneidapparaturen von Georg Neumann, die noch der Vorkriegszeit entstammen (zwei verkoppelte Einheiten waren die Aufnahmemaschinen der 'berüchtigten', aber unterbrechnungslosen RRG-Opernabende), aber noch bis lange nach dem Kriege überlebten. Dann natürlich umgebaut auf 33 Upm mit EP-Steuerung, teilweise sogar auch noch stereofon nachgerüstet. Die Ansaugeinrichtung für die Folie lieferte Neumann selbst noch in den frühen 1950er Jahren.

Tempo in Großhesselohe bei München (die Firmengeschichte ist höchsten Maße interessant!) besaß natürlich so ein Ding, das über eine Zwischenetage weitergereicht noch heute lebt. Betriebsfähig; ich habe eine darauf geschnittene Folie; stereo, ab Rundfunk....

Hans-Joachim
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#15
Zitat:PhonoMax postete
Na, "danke", sprach Franke. So kann's gehen.

Ich werde dat Dingen dann neben meinem Schild "VDT-Fördermitglied" (auf dem Klo) gleichsam als Lorbeerkranz für unseren Mikrofonpappa aus Berlin abhängen.

Hans-Joachim
..aber doch nicht bei diesem VdT??
http://www.thanatologen.de/
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#16
Huuch, nee; auch wenn es der versammelten Tonmeisterschaft wohl noch auf Jahre kalt reingeht (mich dezidiert eingeschlossen; wer will mein Wissen denn heute noch haben....), so sind wir einstweilen immer noch sehr lebendig und besser hier anzutreffen:

http://www.tonmeister.de/vdt/index.php

Heute kam ansonsten der kleinste Neumann meines Besitzes an, die Stabilyt-Zelle; herzlichen Dank dafür!

Sie ist definitiv und ohne die geringsten Zweifel eine Neumann NC-Zelle, die natürlich von der Frage stehenden Kofferadioschaltung über endlose Jahre nicht geladen wurde, was selbst eine Neumann-Zelle aus Berlin nicht überdauert.
Sie ruht nun doch etwas bevorzugter als oben angedroht, nämlich im Plastiksarg meiner zwei defekten (Mangelursache: Neumann) U89-Kapseln, die beide innerhalb weniger Minuten nacheinander im Alter von 18 Jahren in den angestammten Mikros ablebten.

Heutzutage kriegt man solche NC-Zellen ja am besten aus China, damit die "z' Peking drunt'" (dort, wo bestimmte Bayern die Radl'n umzufallen wähnen) auch eine Freud' haben; ob sich für diese Produkte hierzulande in 30 Jahren allerdings noch jemand interessiert, wage ich zu bezweifeln.

Nachdem Neumann (1898 Chorin - 1976 Berlin), einer der deutschen Audiopappas schlechthin, nächstes Jahr (30. August) 30 Jahre tot ist, ein paar Hinweise zum Akku und zu seiner Geschichte neben dem Audiosortiment Neumanns:

Neumann entwickelt zwischen 1947 und 1951 am gasdichten NC-Akumulator herum, dessen Ausgangspunkt Wehrmachtsschrott war, denn Neumanns Sohn Ralf hatte zwei Exemplare davon bei seinen Entdeckungszügen aufgetan. Den defekten erhielt der Vater, den funktionierenden behielt der Sohn.
Georg Neumann modifizierte den traditionellen NC-Akku zur Gasdichte, ließ sich das fertige Verfahren patentieren und verkaufte es dann an die DEAC (Deutsche Edison ACcumulatorenfabrik), die später in der VARTA aufging.

Das Ergebnis dürfte daher in unser aller Haushalten sehr viel gegenwärtiger sein, als die ja nun auch weit verbreiteteten Mikrofone Neumanns.

Hans-Joachim
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#17
Zitat:Frank postete
..aber doch nicht bei diesem VdT??
http://www.thanatologen.de/
Zitat:PhonoMax postete
Huuch, nee; auch wenn es der versammelten Tonmeisterschaft wohl noch auf Jahre kalt reingeht (mich dezidiert eingeschlossen; wer will mein Wissen denn heute noch haben....), so sind wir einstweilen immer noch sehr lebendig und besser hier anzutreffen:

http://www.tonmeister.de/vdt/index.php
Wieso "Huuch, nee?" Im Grunde passt das schon. Wer sind wir denn in der Praxis? Doch die Bestatter der analogen Tontechnik. Beerdigt haben wir noch nicht, wir machen gerade die Leiche schön....
Michael(F)
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#18
Also die Bandmaschinen mögen ob der Ersatzteilsituation und dem Mangel an neuen Bändern hirntod sein, aber da regt sich noch was und es besteht berechtigte Hoffnung Wink Die Radiosammler hingegen müssen noch richtig zittern...
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#19
Habe gerade einen Graetz Superpage 1336 auf meinem Tisch. Darin befindet sich ebenfalls ein Stabilyt 12, allerdings in axialer Bauweise. Diese sieht aus wie ein kleiner axialer Elko. Der Stabilyt dient dazu, die Transistorvorspannung von 1,5 V zu stabilisieren. Hier zeigt sich die Verwandschaft der Graetz Transistorgeräte der frühen 60iger Jahre mit den entsprechenden Schaub-Lorenz Geräten. Auch in den frühen Touring und Weekend Transistorradios wird eine Akkuzelle verwendet. Ab dem Touring 70 wird diese ab Werk durch 2 Si-Dioden + 100 µF Elko ersetzt. Diese Ersatzschaltung werde ich nun auch in den Graetz einlöten. Diese Lösung finde ich besser als eine Akkuzelle aus China einzubauen, die früher oder später auch ausläuft. Ich habe schon einige Touring Geräte gesehen mit ausgelaufenen NiCd Zellen. Die Säure frisst dann meist einige Leiterbahnen weg.
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#20
Wenn es nur darum geht, eine gut stabilisierte Spannung zu liefern, so sind dafür seit Jahrzehnten in dem Spannungsbereichen, in denen es keine Zenerdioden gibt, integrierte Spannungsregler üblich. ZB der LM317 für positive, der LM337 für negative Spannung. Beide ICs gibt es in diversen Größen für unterschiedliche Strombelastung. Sie liefern ohne zusätzliche Beschaltung 1.25 Volt. Mit einem Spannungsteiler können sie auf größere Spannungen justiert werden. Inzwischen gibt es auch diverse modernere ICs, die direkt 1.5 V liefern.

MfG Kai
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#21
Da ist noch was ueber dem Stabilyt zu finden und deren ersatzschaltung wie Kai sie beschrieb.
http://www.energyrecording.de/viewtopic.php?f=9&t=835
Ich putze hier nur...
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#22
Da hat also doch vor Jahrenden schon mal jemand beschrieben, wie man den Stabilyt durch einen LM317 ersetzen kann.
Ich hab den alten Thread vorher nicht gelesen.

Einen wesentlichen Unterschied im Anwendungsgebiet gibt es allerdings:
Der Stabilyt kann auch Strom aufnehmen, wenn von extern/hinten was reinfließen will.
Das tut ein Spannungsregler in der Regel nicht, es sei denn, er hat ausgangsseitig auch einen Shunt-Zweig, der Strom dumpen kann.

Wie man in dem Schaltungsbeispiel sieht, muß so ein Regler sogar davor geschützt werden (hier mit den Dioden D12 & D13), daß beim Ausschalten die Eingangsspannung schneller sinkt als die Ausgangsspannung. Wenn infolgedessen eine bestimmte "Reverse"-Spannung an den drei Pins überschritten würde, würden im Chip ein paar Sperrschichten "durchknallen".

MfG Kai
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#23
Bin leider erst jetzt auf diesen Beitrag gestoßen und kann noch ein Bild anfügen von dieser Art Akku aus einem Universal-Speisegerät USG 94 der Fa.AUTOPHON AG Solothurn Schweiz , das (militärisch ?) aber auch bei der Post in der Schweiz vor vielen Jahren genutzt wurde:


Gerät s. im Ablauf der Seite http://pruefmittel.cepha.de/

und die Zelle: [Bild: AUTOPHON%20AG%20Solothurn%20Schweiz%20Un...%20(3).jpg]
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#24
Der Stabilyt im Kofferradio war ein Nice-To-Have-Feature. Seine Funktion war, auch bei nachlassender Batteriespannung die Basisvorspannungens (und damit Ströme) auf dem richtigen Level zu halten und damit den Batteriesatz besser auszunutzen als ohne die Maßnahme möglich wäre. Die doppelte Si-Diode mit Parallelelko, wie beim Schaub-Lorenz Touring 60 anstelle der vorherigen DEAC-Zelle eingeführt, tut's quasi genauso gut.

Die Stabilyts und Deacs sind daher nur historisch interessant, kaum aber beim heutigen Reparieren eines Altgerätes.

Gruß
Stefan
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